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Rebhuhn-Zoigl
Auszug aus "Das Zoiglbuch" von Wolfgang Benkhard
(erhältlich im Rathaus)
Eslarner Bier rettet Oberpfälzer Rebhühner
Das Eslarner Kommunbrauhaus macht Biertrinker zu Naturschützern.
Wer Rebhuhnzoigl trinkt, verbessert die Lebensbedingungen der Rebhühner im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald.
Wer glaubt, dass Rebhuhnzoigl ein Bier ist, das besonders gut zu Wildgeflügel mundet, der irrt gewaltig. Dieser Zoigl soll nicht den Verzehr der Tiere fördern, sondern den Schutz der in den Fluren selten gewordenen Raufußhühner. Gebraut wird die ungewöhnliche Bierspezialität aus Dinkel, Emmer und Einkorn. Diese alten Getreidesorten sind für das Überleben der Rebhühner ungemein wichtig. Bauern bauen sie für den Zoigl im Raum Tännesberg und Gleiritsch wieder an. Mit jedem Schluck Gerstensaft leistet der Bierliebhaber einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der der Lebensbedingungen der Rebhühner in der Oberpfalz. Die Tatsache, dass mit Bier nicht nur Regenwälder gerettet werden können, sondern auch die Oberpfälzer Getreidevielfalt, hat die Landtagsabgeordneten bei einer Verkostung mit dem originellen Mehrkornzoigl (alc. 5,0 % vol.) vor einigen Jahren schwer beeindruckt.
Das ungewöhnliche Wildhühnerbier aus dem Naturpark Oberpfälzer Wald ist der einzige Zoigl, der nicht nach dem Bayerischen Reinheitsgebot entsteht. Gebraut wird er im Eslarner Kommunbrauhaus. Natürlich gibt es dort auch ganz normalen Zoigl.
Sechzig Haus- und Hobbybrauer, so viele wie in keinem anderen Oberpfälzer Kommunbrauort, lassen in Eslarn noch gegen Kesselgeld die Würze für den eigenen Haustrunk kochen. Die Bierliebhaber von der Grenze gehen für den Zoigl meilenweit. Die Alten erzählen gerne, wie sie vor Jahrzehnten zu Fuß zum Hopfenpflücken in die Hallertau marschiert sind, um eine wichtige Zutat für das Bier selbst zu ernten.
Gut hundert Jahre ist das Eslarner Kommunbrauhaus. 1900 wurde es am Südrand der Hofweiherwiesen an der Brennerstraße errichtet. Eine Inschrift an der Außenfassade des Brauhauses zeigt die Jahreszahl. 1522. So lange machen die Eslarner Bürger schon ihr eigenes Bier. Einst stand an gleicher Stelle ein herrschaftliches Brauhaus, das dem Hofmarkherrn Hieronymus Stöckel gehört hatte. 1755 kaufte der Markt Eslarn das Gebäude für hundertfünfzig Gulden. Obwohl es nach den Aufzeichnungen damals schon ruinös war, dauerte es fast hundertfünfzig Jahre bis zum Neubau.
Die Kessel sind das Reich von Georg Zierer. Der über achtzigjährige Senior, der gleich nebenan wohnt, hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Als Fünfzehnjähriger hat der "Fritzn-Schorsch" bei der Eslarner Brauerei Bauriedl begonnen, sich als Lehrling in die Kunst des Brauens und Mälzens einweisen zu lassen. Seit 1951 kocht er im Kommunbrauhaus die Würze für dunklen und hellen Zoigl. Auch im Ruhestand braut der Schorsch unermüdlich weiter. Zuletzt machte er pro Jahr rund vierzig Sud Würze. Das sind umgerechnet etwa tausendeinhundert Hektoliter Bier. "Für uns ist er ein absoluter Glücksfall", lobt Bürgermeister Reiner Gäbl das Fachwissen und Engagement "seines" Braumeisters. Die Einrichtung schreibt unter Zierer seit Jahren schwarze Zahlen. Es gelingt sogar immer wieder Rücklagen für die Zukunft zu bilden.
Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Eslarner Braustätte mittlerweile als Baudenkmal unter Schutz gestellt. "Dort ist die Tradition örtlicher Selbstproduktion eines landestypischen Grundnahrungsmittels noch ursprünglich erhalten", lautet die Begründung. Im Klartext heißt dies: im alten Brauhaus kann man zusehen, wie vor über hundert Jahren Bier gemacht worden ist. Selbst Kreisheimatpfleger Peter Bantelmann kommt da ins Schwärmen. Es gebe kaum technische Denkmäler in der Region. Da sei das Kommunbrauhaus schon etwas Besonderes.
Zum dreigeschossigen Bauwerk gehören eine eingeschossige Lagerhalle und ein Fachwerkanbau, in dem das Kühlschiff steht. Die Ausstattung stammt zum Großteil aus der Zeit der Erbauung des Hauses. Selbst eine von Riemen angetriebene Schrotmühle leistet Zierer noch gute Dienste. Zum letzten mal renoviert wurde das Brauhaus Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Damals wurde auch der hohe Industrieschornstein aufgemauert, auf dem im Sommer der Weißstorch nistet.
Kein Mensch sagte übrigens früher in "Isling" Zoigl zum Bier aus dem gemeinschaftlichen Brauhaus. Der naturtrübe Gerstensaft hieß schlicht die Kommune. Diese Besonderheit hat den Markt 2004 dazu bewogen, sich die Marke "Kommunbier" vom Deutschen Patent- und Markenamt in München schützen zu lassen.
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