Werte Geistlichkeit, Soldatinnen und Soldaten der Patenkompanie aus Oberviechtach mit Hauptmann Lenz, meine Damen und Herren des Marktgemeinderates, Vereinsabordnungen, verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Sie sich heute die Zeit nehmen, den wohl wichtigsten Gedenktag im Jahr gemeinsam zu begehen.
Zum 24. Male stehe ich hier am Ehrenmal, um meine Gedanken zum Volkstrauertag kund zu tun. Keine vorgefertigten Reden, sondern meine tiefe und innere Überzeugung waren Inhalt meiner Beiträge. Und immer standen 3 Elemente im Zentrum meiner Worte:
Erinnern wir uns und gedenken wir gemeinsam der 124 Gefallenen im 1. Weltkrieg und der 254 Gefallenen im 2. Weltkrieg sowie der Vermissten und all derer, aus unserer Heimatgemeinde Eslarn, die Leid, Not und Elend ertragen mussten.
Erinnern wir uns aber auch daran, warum unsere Vorfahren dieses Leid erfahren mussten. Es waren 2 furchtbare Kriege, die von Deutschland ausgegangen sind und die Millionen und Abermillionen von Toten, Verletzten und Vermissten gefordert haben. Nicht unsere Nachbarländer, die sich verzweifelt verteidigt haben, nicht die Alleierten, nein die damalige nationalsozialistische grausame und menschenverachtende Führung hatte das zu verantworten.
Erinnern wir uns an die Zeit nach 1945, an die vielen Jahrzehnte friedlichen Zusammenlebens in Europa. Nie wieder Krieg, Abrüstung, ein freundschaftliches Nebeneinander der Länder und Nationen. Die längste friedliche Epoche fand ihren Anfang, einher gegangen mit Wohlstand und Freizügigkeit für über 400 Millionen Menschen. Und wie sicher waren wir uns, dass wir, wir die Menschen in diesem friedlichen Europa nie mehr so unwissend, so naiv, nichtsahnend und arglos sein werden, um hasserfüllten und nationalistisch geprägten Verbrechern zu glauben und hinterherzulaufen.
Und heute? Heute erleben wir traurige Rekorde: Über 400 aktuelle Kriegsauseinandersetzungen, so viele wie noch nie in der Geschichte der Menschheit: 3 Schreckliche Beispiele: Überfall Russlands auf die Ukraine, Krieg im Nahen Osten zwischen Israel und Palästina, Bürgerkrieg im Sudan.
Wir haben uns an die schrecklichen Berichterstattungen gewöhnt, Bilder von Panzern, von Bomben, von Explosionen. Was wir nicht sehen sind die wahren Opfer: Allein im Gaza-Streifen stirbt alle 10 Minuten ein Kind. 15.000 Kinder sind im vergangenen Jahr getötet oder verstümmelt worden. Wir reden nicht von den Terroristen, von den Soldaten, nein von den unschuldigen Kindern und Menschen, die Opfer dieser endlosen Gewalt- und Gegengewalt werden.
Ich mag Ihnen einen Auszug aus einem Text von STS aus dem Lied „Kalt und Kälter“ vorlesen:
„Im Fernsehen sagen die Politiker, wie schwer es ist uns zu regiern, dann siehst wie in Äthiopien die Kinder wie die Fliegn krepiern. I spür zwar an ganz leisen Schock, doch mit dem Pivo in der Hand denk I was solle ändern an die Probleme von so am fremden Land.
Und weiter:
„Der Chef vom Kreml raucht a Camel und trinkt dazu a Coca-Cola, der Cowboy in Amerika liebt Krimsekt und isst Kaviar. Doch wir wissen: Wenn die zwei sich streiten drückt einer auf den Knopf und die Bomben fallt mit Sicherheit uns allen auf den Kopf“
Könnte von gestern sein, dieser Text, aber nein das Lied stammt aus dem Jahr 1985 – vor 40 Jahren geschrieben und aktueller denn je!
Die Gefahr, dass auch wir mitten in Europa zum Kriegsgebiet werden, wird immer größer! Wie sagen uns die Politiker: „Wir haben noch keinen Krieg, aber Frieden ist das auch nicht mehr.“
Und wie antwortet der demokratische Teil Europas: Aufrüsten, Wettrüsten, auf den „Worstcase“ vorbereiten. Unseren Kindern soll im Schulunterricht beigebracht werden, wie sie sich bei Bombenalarm verhalten, wo sie den nächsten Schutzbunker finden. Pervers! Welche Botschaft an die Eltern!
Sollten wir nicht mehr und ständig solche Veranstaltungen wie den Friedensgottesdienst vorgestern in Bela anbieten?
Ja, zugegeben, naiv an das Gute in den Menschen zu glauben ist wohl auch nicht die richtige Antwort. Der viel zitierte Begriff der „wehrhaften Demokratie“ zwingt uns gewissermaßen eine „Verteidigungsstrategie“ zu entwickeln. Die Diskussion über eine Wehrpflicht und die Frage wie wir uns gegen Angriffe wehren ist notwendig.
Aber ist denn diese Entwicklung tatsächlich alternativlos? Ich bin mir sicher, dass Milliarden von Menschen auf dieser Welt Krieg und Gewalt nicht wollen! Warum glauben wir diesen abscheulichen Menschen, warum akzeptieren wir einen Trump, einen Putin, eine PLO und einen Netanjahu, verurteilt vom internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen?
Wir sind doch das Volk, wir sind doch die Völker, warum gelingt es uns nicht, daran zu verändern?
Nach all den Jahren muss ich ernüchternd zugeben: Nein, es gelingt uns nicht, wir werden weiterhin mit Krieg, Gewalt und Terror leben müssen.
Aber dennoch dürfen und werden wir die Hoffnung nicht aufgeben. Deshalb stehen wir heute hier um der Menschheit bewusst zu machen, dass Krieg und Gewalt nie eine Lösung waren und nie eine Lösung sein werden! Umso mehr liegt es an uns allen, ist es unsere staatsbürgerliche Pflicht, nicht aufzuhören, die schrecklichen Verbrechen der Vergangenheit zu benennen. Aufzuzeigen, dass Nationalismus, Hass und Gewalt unser friedliches Zusammenleben beenden werden. Frieden und Freiheit gibt es nicht umsonst, wir alle müssen ständig darum bemüht sein.
Wir alle müssen diesen Frieden Tag für Tag erarbeiten, ihn verteidigen gegen die Angriffe von Nationalisten und Hassmenschen. Es liegt an uns, helfen wir alle zusammen, Demokratie, Frieden und Freiheit zu verteidigen!
Geben wir die Hoffnung auf eine friedliche Welt nicht auf, lassen Sie uns hier und heute die Botschaft in die ganze Welt senden, Frieden ist möglich, es liegt an uns, nur an uns!
Im Namen des Marktes Eslarn und des Krieger- und Soldatenvereins lege ich zum Gedenken der Zivilopfer, der Gefallenen, Ermordeten und Vermissten der beiden Weltkriege und aller Kriege auf dieser Welt aber auch zur Mahnung und zum Aufruf an die Menschheit für ein friedliches Miteinander einen Kranz nieder.
Ruhet in Frieden